Donnerstag, 22. August 2013

Silvio Gesell war Herausgeber und Autor der politischen Zeitschrift „der Physiokrat.“ Seine Idee: das Grundübel aller Finanzen liegt darin, dass Geld nicht vergänglich ist. Man kann es lagern so lange man will. Es fängt nicht an zu vergehen, sondern es gewinnt sogar an Wert. Wenn es angelegt wird fallen Zinsen und Zinseszinsen an. Leider, wird dabei vergessen, dass Rendite erwirtschaftet werden muss. So lange die Unternehmen genug Gewinn erwirtschaften geht es noch gut, aber irgendwann können durch Fleiß und Arbeit die Zinsen und Zinseszinsen nicht bezahlt werden und Kredite platzen. Deshalb war Gesell der Meinung, dass Geld vergänglich sein muss, dann würde es der Welt besser gehen.

Der Österreicher und Sozialdemokrat Michael Unterguggenberger bekommt die Zeitschrift 1916 zu lesen. Er ist der Sohn einer einfachen Arbeiterfamilie und ist 1931 Bürgermeister von Wörgl. Europa ist von der großen Wirtschaftskrise, ausgelöst durch den Börsencrash in New York, betroffen und Michael Unterguggenberger überlegt, wie er Geld wieder zum zirkulieren bekommen kann und schmiedet einen Plan. Als Bürgermeister beschließt er, anders als die Regierung verordnet, nicht zu sparen sondern gibt den Auftrag Brücken und Straßen zu bauen. Im zweiten Schritt will er Geld in den Umlauf bringen, welches sich jedoch von herkömmlichen Banknoten unterscheidet. Damit dieses Geld seine Gültigkeit behält, muss jeden Monat eine Wertmarke auf den Schein geklebt werden. So hat es Gesell in der Zeitschrift „der Physiokrat“ vorgeschlagen. Wer einen Zehn-Schilling-Schein behalten möchte, muss für zehn Groschen eine Marke kaufen. Also ist es nur noch ein 9,90 Schilling-Schein. Das Geld wird also vergänglich. Zunächst sind die Leute Wörgl gegenüber skeptisch, doch dann verhalten sie sich so, wie Gesell es vorgesehen hat. Sie geben die Scheine aus. Dies hilft den Geschäftsleuten neue Umsätze zu machen. Sie kaufen neue Waren, bei Handwerkern und Fabriken, welche wiederum mehr Leute brauchen. Es ist nicht mehr Geld im Umlauf- die Scheine zirkulieren jedoch schneller.

Michael Unterguggenberger wird durch das Schwundgeld zu einer Berühmtheit. Er hält Vorträge in der Schweiz und Österreich. Bürgermeister anderer Gemeinden wollen es ihm gleichtun. Doch genau das möchte die Österreichische Nationalbank verhindern. Nur sie darf Banknoten herausgeben. So steht es im Gesetz. 1933, knapp eineinhalb Jahre nach Beginn der Einführung des Schwundgelds, entscheidet der österreichische Verwaltungsgerichtshof, dass das Schwundgeld gegen das Gesetz verstößt. Die Scheine werden eingezogen, die Umsätze der Geschäfte gehe wieder in den Keller. Die faschistische Regierung lässt die Sozialdemokratische Partei auflösen und Unterguggenberger wird gezwungen zurückzutreten. Der Zweite Weltkrieg löschte viele Erinnerungen an das Wunder von Wörgl, die Freigeldtheorie blieb eine Außentheorie und selbst vielen Leuten unbekannt.












Das Wunder von Wörl: nach http://www.zeit.de/2010/52/Woergl

veranlasst durch Joachim getroffen am  17. Augutst 2013

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