Donnerstag, 22. August 2013


SCHENKEN

Jemandem etwas zu schenken hat meist die Absicht dem Gegenüber eine Freude zu bereiten. Um jemandem eine Freude zu machen, muss es sich bei einem Geschenk natürlich nicht zwangsläufig um etwas Materielles handeln. Auch jemandem ein Lächeln zu schenken kann beim Gegenüber schon zu positiven Emotionen führen.

Meist schenken wir Freunden, Bekannten oder Verwandten etwas zu besonderen Anlässen wie Geburtstagen, Hochzeiten oder anderen Feierlichkeiten. Wenn wir Fremden einmal etwas schenken, sind es oft Bedürftige denen es an etwas bestimmtem mangelt. In den seltensten Fällen jedoch schenken wir – scheinbar absichtslos – einer fremden Person etwas. Gerade diese scheinbare Absichtslosigkeit eines Geschenkes führt mitten hinein in die Altruismusdebatte (Altruismus: Uneigennützigkeit, Selbstlosigkeit, durch Rücksicht auf andere gekennzeichnete Denk- und Handlungsweise). Es geht dabei darum, dem Anderen (lat. alter: der Andere) etwas von sich zu geben oder demjenigen eine Freude zu bereiten ohne einen (materiellen) Gegenwert zu erhalten. Aber ist nicht schon unsere eigene Freude darüber, jemandem eine Freude zu bereiten, Motivation genug um dem Gegenüber etwas zu schenken? Und kann man noch von absichtslosem Schenken sprechen, wenn wir evtl. – ob bewusst oder unbewusst – nur schenken, um selbst etwas davon zu haben? Sei es um die Bindung zu einer Person aufrechtzuerhalten, der eigenen Freude daran, wie sich der andere freut oder tatsächlich um durch das Geschenk an bestimmte Ressourcen, welcher Art auch immer, zu gelangen?

Aus Motivationspsychologischer Sicht benötigen wir für jede Handlung einen Beweggrund (lat. motivum: Beweggrund, Antrieb). Von dieser Sichtweise her könnten wir nun frustriert sein und unsere scheinbar absichtslose Intention abwerten, da es die eigene Freude daran, jemanden zu beschenken oder andere Beweggründe in den Vordergrund rückt. Diese Beweggründe haben dann aber immer mit uns selbst zu tun und dem eigenen Vorteil, den man sich durch das Geschenk verschafft. Folglich wäre es – überspitzt gesagt – nahezu egoistisch (lat. ego: ich) jemanden zu beschenken, da wir selbst immer in irgendeiner Form einen persönlichen Nutzen davon tragen. Umgekehrt jedoch kann man sich fragen ob es so schlimm ist wenn wir selbst einen Vorteil und seien es nur positive Emotionen  (lat. emovere: herausbewegen) erleben, wenn wir etwas schenken und damit Freude beim Anderen auslösen. Ist geteilte Freude nicht viel schöner, sowie sprichwörtlich geteiltes Leid halbes Leid bedeutet? Führen nicht geteilte Emotionen zu Verständns füreinander und damit zu einem besseren Kontakt zueinander, von dem letztendlich beide profitieren können?

Jemandem ein Geschenk zu machen kann folglich sowohl für den Beschenkten, als auch für den scheinbar absichtslosen Schenker von Vorteil sein. Durch die gemeinsam erlebte Freude können Beziehungen entstehen oder gefestigt werden und Neues kann sich entwickeln.


von Tom Kossak, Diplompsychologe, getroffen am 17 August 2013